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Die Köhler aus den Karpaten

Im Sommer 2019 war ich in Rumänien. Gemeinsam mit drei Fotografen haben ich Siebenbürgen besucht.

 

Auf einer Tour durch die Ausläufer der Karpaten haben wir einen typischen Köhlerplatz entdeckt. Der Geruch nach brennendem Holz hat uns von der Straße in den Wald gelockt. Weit ab vom nächsten Ort leben hier der Köhler mit Frau und einem Gehilfen in einfachen Bretterbuden. Zumindest der Gehilfe ist hier Tag und Nacht anzutreffen und bewacht die brennenden Meiler.

Ein Meiler besteht aus einigen Kubikmetern Buchenholz das zu einem geschickt aufgehäuften Stapel zusammengestellt und dann mit Erde bedeckt wird. Das Holz wird entzündet. Auf diese Art verkohlt das Holz unter Luftabschluss zu schwarzer Holzkohle.

 

Dieser Vorgang dauert zwischen zehn und vierzehn Tagen. In dieser Zeit steht der Köhler 24 Stunden am Tag bereit, um Löcher im Meiler zu stopfen. Durch das Abbrennen des Holzes schrumpft der Stapel und die Erdschicht bricht ein.

 

Durch diese Löcher entweicht das heiße Gas und führt zu einem „durchbrennen“ des Meilers. Der Köhler steht nun mit einer Schippe bereit, um diese Löcher zu stopfen.

 

Auf dem Meiler ist es heiß und gefährlich. Nur an bestimmten Stellen kann man ihn betreten. Funken entweichen und verbrennen die Haut des Köhlers.

 

Der Oberkörper ist voller Narben und die Hände schwielig und schwarz.




Der Geselle des Köhlers wohnt in einer spartanischen Hütte. Ein Raum, der zur hälfte Dusche und zur anderen hälfte Schlafzimmer ist. Hier habe ich nicht fotografiert, um die Privatsphäre zu schützen.

 

Das Wasser für die Dusche wird in einem alten Fass durch die Sonne oder im Notfall mit einem Feuer darunter aufgewärmt. Das Wasser kommt in einem Gartenschlauch aus einer Quelle oben im Wald.

Gekocht wird einem überdachten Bereich neben der Hütte.



Sein Stolz sind seine Hühner in einem Pferch. Nur dort sind sie sicher vor dem Fuchs. Daneben eine Hundehütte. Er greift hinein und holt unter seiner Hündin einen Welpen hervor.... ein Lächeln geht über sein Gesicht.

Diese Holzkohle geht in den Handel und dann auf den Grill. Keine besondere Verwendung für diese handgemachte Kohle. In Deutschland wird Holzkohle in großen Stahltanks hergestellt. Wie lange die drei wohl dem Preisdruck standhalten können. Was wird dann aus diesen Menschen. Viele Rumänen arbeiten in Europa und verdienen so ihren Unterhalt. In Rumänien führt das zu elternlosen Kindern, die im besten Fall bei Großeltern unterkommen können. Waisenhäuser sind die Alternative. 

 

Sozialromantik ist hier nicht richtig am Platz. Hier geht es um die Existenz einer ganzen Generation, um gesellschaftliche Stabilität um den sozialen Frieden. Alkohol, Straftaten und persönlichen Dramen schreiben hier Geschichten. 

 

Heute habe ich euch mitgenommen auf meine Reise nach Rumänien. 

 

Euer Tobias

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Kommentare: 1
  • #1

    capkira (Samstag, 23 November 2019 14:38)

    Hallo Tobias,
    habe mir die Serie noch einmal in Ruhe angesehen. Sehr beeindruckende Bilder, die nachdenklich stimmen. So kann das Leben auch sein, nur weil man halt woanders geboren wurde.
    Danke für´s Teilen.
    Beste Grüße, D.

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